Aurachbrücke an der A 1 Westautobahn wird bis Ende 2025 neu errichtet
Erster Schritt: Herstellung Bohrpfähle und Fundamente für die Widerlager und Pfeiler der HilfsbrückeDie ASFINAG baut die mit 50 Metern höchste Brücke der Westautobahn bis Ende 2025 komplett neu. Weitgehend unbemerkt vom Fließverkehr haben die Arbeiten unter der A 1 im August dieses Jahres begonnen. Damit trotz Bautätigkeit weiter eine leistungsfähige Querung des Aurachtals zur Verfügung steht, wird zuerst parallel zur bestehenden Brücke eine neue Brücke errichtet. Deren Fundamente werden auf tief in den Boden gebohrten Pfählen ruhen. Das größte Bohrgerät Österreichs steht dafür aktuell vor Ort und die Arbeiten gehen rasch voran. Davon konnten sich ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl und Andreas Fromm, Geschäftsführer ASFINAG Bau Management Gmbh, heute bei einem Baustellenbesuch mit Oberösterreichs Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner überzeugen.
Aurachbrücke: Mehr als 60 Jahre Dauerbetrieb und am Ende der „Lebensdauer“
Die 420 Meter lange und mit knapp 50 Metern höchste Brücke der A 1 Westautobahn ist in die Jahre gekommen und muss neu gebaut werden. Das 1961 für den Verkehr freigegebene Stahl-Verbund-Tragwerk (Betondecke auf Stahltragwerk) überspannt – getragen von massiven Betonpfeilern – das Aurachtal bei der Anschlussstelle Regau im oberösterreichischen Seengebiet. Die Brücke wurde zuletzt in den 1980er Jahren grundlegend saniert. Täglich fahren hier im Jahresschnitt etwa 50.000 Fahrzeuge, wobei in den Sommermonaten deutlich höhere Belastungen auftreten.
Das Alter und auch das seit der Errichtung massiv gestiegene Verkehrsaufkommen mit hohem Schwerverkehrsanteil haben ihre Spuren am Tragwerk hinterlassen. Hinzu kommen notwendige Anpassungen an immer strengere Normen. So wird die neue Brücke, für die jeweils zwei getrennte Pfeiler gebaut werden, auf deutlich höhere Belastungen ausgerichtet und an den Stand der Technik angepasst. Die neue Konstruktion soll mindestens für die nächsten 100 Jahre funktionstüchtig bleiben. Ursprünglich war eine Instandsetzung des Bauwerks vorgesehen. Bei den erforderlichen Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, dass im Hinblick auf die Statik der alten Tragwerke eine „Reparatur“ nicht sinnvoll möglich und auch nicht wirtschaftlich ist. So hat die ASFINAG konsequenterweise die Entscheidung für einen Neubau getroffen.
Neue parallele Brücke nimmt den Verkehr auf
Es ist klarerweise nicht möglich, die A 1 über mehrere Jahre zu sperren, um die Brücke und die bestehenden Pfeiler einfach abzureißen. Um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, wird daher unmittelbar neben der bestehenden eine weitere Brücke gebaut. Diese benötigt ein stabiles Fundament, der Boden ist mit wechselnden Schichten von sandigen Kiesen und Konglomerat sehr inhomogen. Fünf Pfeiler sind es insgesamt für die Hilfskonstruktion, pro Stück braucht es 30 sogenannte Bohrpfähle mit einer Tiefe von rund 35 Metern.
Dafür wechseln bis Ende des Jahres spezielle Großdreh-Bohrgeräte mit 190 Tonnen Einsatzgewicht neben der A 1 ihre Standorte. Sie treiben Rohre mit 90 Zentimeter Durchmesser in den Boden. Nachdem das Erdreich daraus entfernt ist, wird der Hohlraum mit Bewehrungsstahl und Beton befüllt und das Rohr wieder aus der Erde gezogen. Über diesen Bohrpfählen wird eine Platte gebaut, auf die sich das Gewicht des Pfeilers verteilt. Das gilt für die neue seitliche Brücke, am alten Standort gibt es einen Vorteil: Die mächtigen Steher sind seit Jahrzehnten im Boden und haben den Untergrund schon verdichtet. Dadurch müssen hier die Pfähle nicht so tief gebohrt werden.
Nach Fertigstellung der Fundamente wachsen für die parallele Brücke die Pfeiler nach oben, dann folgt die Errichtung des Tragwerks. Dieses wird im sogenannten Freivorbauverfahren errichtet. Es wird dabei vom Pfeiler aus in entgegengesetzten Richtungen symmetrisch hergestellt. Ende 2023 legt die ASFINAG den gesamten Autobahnverkehr jeweils zweispurig darauf um.
Neue Aurachbrücke: Optik bleibt erhalten
Danach folgt 2024 sechs Monate lang der Abbruch der alten Aurachbrücke samt ihrer massiven 17.000-Tonnen-Pfeiler. Genau am selben Ort werden dann neue Steher errichtet. Die Optik der Brücke bleibt erhalten: Es sind wieder fünf Pfeiler mit gleicher Höhe, die den Verkehr über das Tal bringen. Nach Fertigstellung des Tragwerks der Richtungsfahrbahn Wien (Herbst 2025) wird der gesamte Verkehr auf dieses umgeleitet.
Danach folgt aus bautechnischer Sicht eine sehr heikle Aufgabe: das Tragwerk der rund 420 Meter langen seitlichen Brücke mit seinen 15.000 Tonnen wird in einem Stück quer zur Fahrtrichtung auf die neu errichteten Hauptpfeiler verschoben. Dieser sogenannte Querverschub mittels Hydraulik ist Millimeterarbeit und in dieser Größenordnung eine technische Premiere für die ASFINAG. Ist auch dies geschafft, wird der Verkehr entflochten und auf jedem Tragwerk eine Richtungsfahrbahn geführt. Auf dem verschobenen Tragwerk rollt dann ab Ende 2025 der Verkehr in Richtung Salzburg. Zuletzt werden die seitlichen Pfeiler und Widerlager abgebrochen.
Nachhaltiges Bauen: Aurachbrücke als Vorzeigeprojekt
Als innovativer Mobilitätspartner fördert und forciert die ASFINAG auch beim Thema Bau nachhaltige Lösungen. Beim Projekt im oberösterreichischen Seengebiet wird nahezu das gesamte abgetragene Material der alten wie der Behelfsbrücke wiederverwertet. Der Beton etwa wird zerkleinert, aufbereitet und wieder als Recyclingbaustoff verwendet. Im Baustellengelände pflanzt die ASFINAG auf zwei Hektar wieder rund 4.000 neue Bäume. Die Renaturierung des gesamten Areals bildet somit den Abschluss des anspruchsvollen Projekts.
Historischer Rückblick
Die Geschichte der A 1 geht bis ins Jahr 1938 zurück. Damals erfolgten Planung und Baubeginn der „Reichsautobahn“ – kriegsbedingt war Ende 1941 damit Schluss. Bei der Aurachbrücke waren bis dahin das westliche Widerlager und zwei Stützpfeiler vollständig fertiggestellt. Vom dritten Stützpfeiler war rund die Hälfte errichtet. 1958 wurde weiter gebaut, ehe die Brücke 1961 mit insgesamt fünf Pfeilern fertig war.
Von 1984 bis 1985 wurde die Stahlverbundplatte erneuert und die Fahrbahn geringfügig verbreitert.
Zahlen, Daten, Fakten
- Lage A 1 Westautobahn zwischen den Anschlussstellen Regau und Steyrermühl: km 222,0 – km 222,6
- Länge Baulos rund 600 Meter, Brückenlänge 420 Meter
- Investition: 65 Millionen Euro
- Baubeginn: August 2022
- Verkehrsfreigabe: 4. Quartal 2025
- Durchschnittlicher Verkehr pro Tag 50.000 Kfz – im Sommer deutlich höhere Belastung
- 4000 neue Bäume auf dem beanspruchten Baustellengelände (2 Hektar)