14.05.2025

Querverschub der Aurachbrücke an der oberösterreichischen A 1 Westautobahn

Die ASFINAG baut bei der Anschlussstelle Regau im Seengebiet die mit 50 Metern höchste Brücke der A 1 West Autobahn bis Ende 2025 komplett neu. Damit trotz Bautätigkeit weiter eine leistungsfähige Querung des Aurachtals zur Verfügung steht, wurde ab August 2022 parallel zur bestehenden eine neue Brücke errichtet. Während der Errichtung der neuen Pfeiler sowie des Tragwerks (Fahrbahnplatte) der Richtungsfahrbahn Wien hat diese „Behelfsbrücke“ den gesamten Verkehr aufgenommen – mit den gewohnt zwei Fahrspuren pro Richtung. Heute, 14. Mai, wurde diese rund 15.000 Tonnen schwere Fahrbahnplatte erfolgreich mittels Hydraulik zur Mitte auf die neuen Pfeiler verschoben – sie dient damit später als Richtungsfahrbahn Salzburg.      

„Im Fokus des Bauprogramms der ASFINAG steht die Erhaltung des Netzes. 11,8 Milliarden Euro investieren wir bis 2030 gesamt in unsere Autobahnen und Schnellstraßen. 60 Prozent davon fließen in die Sanierung. Wir schaffen und erhalten so Bauwerke mit nachhaltiger Nutzungsdauer. Die Aurachbrücke ist dabei ein absolutes Leuchtturmprojekt und der innovative Querverschub eines Tragwerks in dieser Größenordnung eine absolute Premiere für die ASFINAG“, sagt Hartwig Hufnagl, Vorstandsdirektor der ASFINAG.

„Für die Neuerrichtung der Aurachbrücke haben wir seit 2018 erfolgreich an der Lösung großer organisatorischer und technischer Herausforderungen gearbeitet. Unser Ziel war es, den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Das Verschieben eines 420 Meter langen Brückentragwerks in einem Stück ist Millimeterarbeit und eine enorme bautechnische Herausforderung“, betont Andreas Fromm, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH. 

„Die Aurachbrücke ist eine Schlüsselverbindung im oberösterreichischen Verkehrsnetz – täglich überqueren rund 50.000 Fahrzeuge diese wichtige Achse. Mit dem Querverschub des neuen Tragwerks wurde ein technischer Meilenstein gesetzt, der die Leistungsfähigkeit der A 1 dauerhaft absichert. Die präzise Umsetzung eines solchen Großprojekts zeigt, was moderne Infrastruktur leisten kann“, so Mobilitätslandesrat Günther Steinkellner.

 

Querverschub erfolgreich

Heute erfolgten ein Meilenstein und eine gleichzeitig sehr heikle Aufgabe. Das Tragwerk der rund 420 Meter langen seitlichen Brücke mit seinen 15.000 Tonnen wurde in einem Stück quer zur Fahrtrichtung auf die neu errichteten Hauptpfeiler verschoben – oder genaugenommen an Stahlseilen in die Mitte gezogen. Dabei legte es einen Weg von 15 Metern zurück, auf insgesamt zwölf Verschubbahnen (quasi Schienen) wurde die vorab angehobene Brücke bewegt. Zwölf sogenannte Litzenheber mit einer Zugkraft von jeweils 70 Tonnen lieferten die dafür notwendige Power. Alle diese Hydraulikkomponenten wurden zentral bedient und überwacht, damit das Tragwerk beim Verschub zur Autobahnachse so parallel und gleichmäßig wie möglich blieb. Der Vorgang wurde in jedem Detail von fachkundigem Personal einer Spezialfirma überwacht.   Der letzte Akt im Bauablauf ist jetzt, die im Zulauf auf die seitliche Behelfsbrücke verschwenkte Autobahn (Richtungsfahrbahn Salzburg) wieder in ihre „angestammte“ bzw. gerade Achse zu bringen. Das betrifft beispielsweise den Rückbau von Dämmen.  Auch die Pfeiler und Widerlager der Behelfsbrücke werden wieder rückgebaut.

 

Aurachbrücke: Mehr als 60 Jahre Dauerbetrieb und am Ende der „Lebensdauer“

Die 420 Meter lange und mit knapp 50 Metern höchste Brücke der A 1 West Autobahn ist in die Jahre gekommen und wird komplett neu gebaut. Das 1961 für den Verkehr freigegebene Stahl-Verbund-Tragwerk (Betondecke auf Stahltragwerk) überspannte – getragen von massiven Betonpfeilern – das Aurachtal bei der Anschlussstelle Regau im oberösterreichischen Seengebiet. Die Brücke wurde zuletzt in den 1980er Jahren grundlegend saniert. Täglich fahren hier im Jahresschnitt etwa 50.000 Fahrzeuge, wobei in den Sommermonaten deutlich höhere Belastungen auftreten.

Das Alter und auch das seit der Errichtung massiv gestiegene Verkehrsaufkommen mit hohem Schwerverkehrsanteil haben ihre Spuren am Tragwerk hinterlassen. Hinzu kommen notwendige Anpassungen an immer strengere Normen. So wird die neue Brücke, für die jeweils zwei getrennte Pfeiler gebaut wurden, auf deutlich höhere Belastungen ausgerichtet und an den Stand der Technik angepasst. Die neue Konstruktion soll mindestens für die nächsten 100 Jahre funktionstüchtig bleiben. Ursprünglich war eine Instandsetzung des Bauwerks vorgesehen. Bei den erforderlichen Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, dass im Hinblick auf die Statik der alten Tragwerke eine „Reparatur“ nicht sinnvoll möglich und auch nicht wirtschaftlich ist. So hat die ASFINAG konsequenterweise die Entscheidung für einen Neubau getroffen.

 

Nachhaltiges Bauen: Aurachbrücke als Vorzeigeprojekt

Als innovativer Mobilitätspartner fördert und forciert die ASFINAG auch beim Thema Bau nachhaltige Lösungen. Beim Projekt im oberösterreichischen Seengebiet wird nahezu das gesamte abgetragene Material der alten wie der Behelfsbrücke wiederverwertet. Der Beton etwa wird zerkleinert, aufbereitet und wieder als Recyclingbaustoff verwendet. Im Baustellengelände pflanzt die ASFINAG auf zwei Hektar rund 4.000 neue Bäume. Die Renaturierung des gesamten Areals bildet somit den Abschluss des anspruchsvollen Projekts. 

 

Historischer Rückblick

Die Geschichte der A 1 geht bis ins Jahr 1938 zurück. Damals erfolgten Planung und Baubeginn der „Reichsautobahn“ – kriegsbedingt war Ende 1941 damit Schluss. Bei der Aurachbrücke waren bis dahin das westliche Widerlager und zwei Stützpfeiler vollständig fertiggestellt. Vom dritten Stützpfeiler war rund die Hälfte errichtet. 1958 wurde weiter gebaut, ehe die Brücke 1961 mit insgesamt fünf Pfeilern fertiggestellt wurde.

Von 1984 bis 1985 wurde die Stahlverbundplatte erneuert und die Fahrbahn geringfügig verbreitert.

 

Zahlen, Daten, Fakten

  • Lage: A 1 West Autobahn zwischen den Anschlussstellen Regau und Steyrermühl: km 222,0 – km 222,6 
  • Länge: Baulos rund 600 Meter, Brückenlänge 420 Meter 
  • Investition: 65 Millionen Euro
  • Baubeginn: August 2022
  • Verkehrsfreigabe: 4. Quartal 2025
  • Durchschnittlicher Verkehr pro Tag: 50.000 Kfz – im Sommer deutlich höhere Belastung
  • 4000 neue Bäume auf dem beanspruchten Baustellengelände (2 Hektar)