03.11.2023

Spatenstich S 10 Mühlviertler Schnellstraße Freistadt Nord bis Rainbach Nord

Bis Mitte 2027: Neubauprojekt im Zeichen von Verkehrsentlastung; Optimaler Schutz für Menschen und Umwelt

Am Freitag, 3. November erfolgte durch den Spatenstich der offizielle Auftakt zur Errichtung der S 10 Mühlviertler Schnellstraße im Abschnitt Freistadt Nord bis Rainbach Nord. Der Medientermin exakt am derzeitigen Ende der bestehenden S 10 fand im Beisein der Spitzen aus ASFINAG, Land Oberösterreich sowie der Standort-Gemeinden Freistadt und Rainbach im Mühlkreis statt. Die sieben Kilometer lange West-Umfahrung für Rainbach wird Mitte 2027 fertiggestellt und steht ganz im Zeichen von Verkehrsentlastung, Anrainer- und Umweltschutz. Die ASFINAG investiert in den Streckenneubau 346 Millionen Euro.

Dieser weitere S 10-Abschnitt beginnt bei der Anschlussstelle Freistadt Nord und endet nördlich von Rainbach. Die geplante Trasse umfährt auch die Ortschaft Vierzehn und mündet dann wieder in die bestehende B 310. Die Umfahrung bringt somit in den Wohngebieten ein Plus an Verkehrssicherheit und Lebensqualität.

Die Straße wird analog zur bestehenden S 10 gebaut: zwei Fahrspuren und Pannenstreifen in jede Richtung, getrennt durch Betonleitwände. Ohne S 10 Nord würden im Jahr 2035 täglich gemäß Prognosen etwa 19.400 Autos durch das Ortszentrum von Rainbach fahren. Mit der S 10 Nord werden es weniger als 1.500 pro Tag sein. Dies entspricht einer Verringerung des Verkehrs um 92 Prozent.

Die ASFINAG ist beim nachhaltigen Bauen ein europaweites Best-Practice-Beispiel. Mit sogenannten Ausgleichsflächen kompensiert der Mobilitätspartner Eingriffe in die Natur. So werden für die S 10 Nord auf einer Fläche von mehr als 50 Hektar oder knapp 80 Fußballfeldern ökologische Ausgleichsmaßnahmen gesetzt – die Trassenfläche selbst beträgt 19 Hektar.

S 10 Nord: Das Wichtigste auf einen Blick

2015 wurde die S 10 Mühlviertler Schnellstraße von Unterweitersdorf am Ende der A 7 Mühlkreisautobahn bis Freistadt Nord für den Verkehr freigegeben. Und genau hier – in der Unterflurtrasse beim Kreisverkehr in der nördlichsten Anschlussstelle – erfolgte der Auftakt zum Weiterbau. Gleich in der Nähe beginnt der knapp einen Kilometer lange Tunnel Vierzehn.

Weiter verläuft die Trasse westlich von Apfoltern bis zur Kranklau, wo die Summerauer Bezirksstraße überquert wird und die Halbanschlussstelle Rainbach (Auf- und Abfahrt von und nach Süden) entsteht. Weiter nach Norden folgt die Überquerung der alten Pferdeeisenbahntrasse und der Hörschläger Straße, bevor die Umfahrung wieder kurz vor Kerschbaum in die bestehende B 310 einmündet.

Die S 10 Nord wird analog zur bestehenden Strecke errichtet: Mit durchgehend zwei Fahrstreifen je Richtungsfahrbahn mit Mitteltrennung und Pannenstreifen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit nördlich des Tunnel Vierzehn beträgt grundsätzlich 130 km/h, südlich des Tunnels und in der Einhausung Rainbach gilt ein Tempolimit von 100 km/h.

„Herzstück“ Tunnel Vierzehn

Ein zentraler Abschnitt ist der Tunnel mit zwei getrennten Röhren und einer Länge von 995 Metern. Geplant sind 540 Tage des Vortriebs, um etwa ein Drittel mehr, als für vergleichbare Tunnel üblicherweise angesetzt sind. Zu den strengen Auflagen gehört ein Nacht-Sprengverbot.

Nach jeder Sprengung durch Mineure wird das Granit-Gestein aus der Baustellen-Röhre gebracht. Der Tunnel wird drei Querschläge haben – das sind direkte Fluchtwege zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen – und verläuft maximal 40 Meter unter der Oberfläche.

Weitere sogenannte „Kunstbauten“ sind die Einhausung Rainbach (255 Meter), Brücken über den Grottenthalerbach und den Lackerbach sowie die Halbanschlussstelle Rainbach-West und die Anbindung der Strecke an die bestehende B 310. 

Als weitere größere Bauten werden auch Lärmschutzwände (1.301 Meter), vier Gewässerschutzanlagen, zwei Wildquerungen und drei Amphibiendurchlässe errichtet.

Die S 10 Nord wird als „grüne Trasse“ umgesetzt

Für die S 10 Nord setzt die ASFINAG auf einer Fläche von mehr als 50 Hektar oder knapp 80 Fußballfeldern ökologische Ausgleichsmaßnahmen um. Rund 700 Maßnahmen und Auflagen sind aus UVP-Bescheid und weiteren Materienrechten zu realisieren. Dazu zählen Amphibienteiche, das Anlegen und Aufwerten von Wiesen, Waldverbesserungen sowie der Schutz von Tierarten und Baumbeständen.

Bereits im Sommer 2022 hat die ASFINAG als vorgezogene Maßnahme begonnen, sogenannte Grassoden von der künftigen Trasse weg zu verlegen. Das sind Wiesenoberflächen mit Erdreich und hier lokale Lebensräume der streng geschützten Schmetterlingsart Ameisenbläuling. Es wurden zudem rund 200 Fledermaus- und Vogelnistkästen aufgehängt sowie mehr als 2000 Reptilien und Amphibien aus dem künftigen Baufeld geborgen und „umgesiedelt“.

Nachhaltigkeit im Bauablauf

  • Eine Ökobilanzierung wurde erstellt: Ziel dabei ist, das CO2-Einsparungspotential hinsichtlich der Transportvorgänge zu erfassen.
  • Bereits in der Planungsphase wurden Anpassungen der Bauabläufe zur Vermeidung und Speicherung von CO2 ausgearbeitet und umgesetzt (z.B. Speicherung von CO2 im Boden, Bepflanzungen, CO2-Einsparungen im Beton durch angepasste Rezepturen, etc.).
  • Im Zuge der Bauausschreibung wurden diese Aspekte mittels Qualitätskriterien (Ökobilanz Asphalt, technische Ausstattung von Geräten, Verringerung von Transportkilometern) hinsichtlich der Zuschlagsentscheidung an die ausführenden Bauunternehmen berücksichtigt.
  • Als Maßnahme zur nachhaltigen Eigenstromerzeugung für den Streckenbetrieb werden Photovoltaik-Anlagen auf der Einhausung Rainbach – abgestimmt mit den Naturschutzauflagen – geplant bzw. umgesetzt.

 

Planung Lückenschluss bis Staatsgrenze

Für das letzte knapp neun Kilometer lange Teilstück der S 10 von Rainbach Nord bis zur Staatgrenze bei Wullowitz laufen die Planungen. Die ASFINAG lädt zu einer Planungsausstellung zum sogenannten „Vorprojekt“, wo noch mehrere Trassenvarianten in Prüfung sind, am 30. November nach Leopoldschlag. 2025 soll die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den „Lückenschluss“ starten.