25.08.2022

„Übersiedelung“ von Schmetterlingen als erste Maßnahme für künftige S 10 Nord

Für den Weiterbau der S 10 Mühlviertler Schnellstraße (Umfahrung Rainbach) sind alle Bescheide im Genehmigungsverfahren rechtskräftig und ein Baustart ist im Herbst 2023 geplant. Aber bereits jetzt – ein Jahr davor – setzt die ASFINAG vor Ort den ersten konkreten Schritt im Projekt. Bei Rainbach erfolgt als vorgezogene ökologische Ausgleichsmaßnahme eine sogenannte Gras-Sodenverpflanzung. Dabei werden unter Aufsicht von Expertinnen und Experten Lebensräume (Wiesenoberflächen und Erdreich) der streng geschützten Schmetterlingsart Ameisenbläuling, die sich an der künftigen Trasse befinden, an nahe gelegene Ersatzstandorte verlegt. Bei dieser Methode wird das gesamte Bodenleben mit übertragen, im konkreten Fall auch Ameisenpopulation sowie Wiesenknopf-Pflanzen, die der Ameisenbläuling zur Fortpflanzung benötigt.

Im Mühlviertel erfolgt die Verlegung der Soden durch eine Spezialanfertigung. Diese werden nach der Entnahme mit einer Tiefe von rund 30 Zentimetern zusammen mit speziell angefertigten Ausstechformen auf einen Hänger verladen und so zu den Zielflächen transportiert. Dort werden sie von der Ausstechform direkt passgenau und fugenlos in die vorbereiteten Vertiefungen gelegt.

 

Ökologische Verantwortung: Bauen im Einklang mit der Natur

„Beim Streckenneubau der ASFINAG fließt bis zu ein Drittel der Investitionen in Umwelt- und Anrainerschutz sowie in neue grüne Lebensräume. Mit sogenannten Ausgleichsflächen kompensieren wir Eingriffe in die Natur. Im konkreten Fall der sieben Kilometer langen S 10 Nord setzen wir ökologische Maßnahmen auf einer Fläche von mehr als 50 Hektar oder knapp 80 Fußballfeldern um“, sagt Alexander Walcher, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH. Neben der Sodenverpflanzung sind viele weitere solcher Projekte bereits vor Baubeginn umzusetzen. Dazu zählen beispielsweise Biotopversetzungen, neue Habitate für Reptilien und Amphibien, oder das Aufhängen von 150 Fledermauskästen.

Rainbachs Bürgermeister Günter Lorenz freut sich: „Nach jahrelanger Planungsphase kommen wir in die Umsetzungs- und Bauphase. Wie professionell und nachhaltig die ASFINAG Straßenbauprojekte realisiert, zeigt sich an der Vielzahl von Naturschutzmaßnahmen, die hier umgesetzt werden. Es ist überaus wichtig,  die Umweltverträglichkeit dieser Schnellstraße sicher zu stellen.“

 

Spezialfall: Sodenverpflanzung von Habitaten der Ameisenbläulinge

Eine wichtige Rolle spielen Ameisen, mit denen die Larve des Ameisenbläulings eine ganz besondere Symbiose eingeht.  Die Ameisenbläuling-Weibchen legen ihre Eier an Knospen des Blütenstandes eines Großen Wiesenknopfs. Die Raupen fressen die Blütenköpfe der Futterpflanzen von innen her auf und lassen sich nach einiger Zeit fallen. Dann werden sie von ihren Wirtsameisen in deren Bau getragen. Dort fressen die Schmetterlings- die Ameisenlarven und überlassen den Ameisen dafür ein zuckerhaltiges Sekret. Die Raupen überwintern auf diese Weise im Bau und verpuppen sich auch dort im Frühjahr. Nach dem Schlüpfen aus der Puppe muss der Schmetterling das Ameisennest allerdings rasch verlassen, denn jetzt wird er selbst als Beute betrachtet.

 

S 10 Verlängerung nach Norden (Freistadt Nord bis Rainbach Nord) 

Der Baustart der sieben Kilometer langen West-Umfahrung von Rainbach ist für September 2023, die Verkehrsfreigabe im Jahr 2027 geplant. Die Trasse umfährt ab der Anschlussstelle Freistadt Nord die Ortschaften Vierzehn und Rainbach und mündet dann in die bestehende B 310. Die Umfahrung entlastet das Ortszentrum von Rainbach deutlich vom Verkehr und bringt mehr Verkehrssicherheit.

Ohne S 10 Nord würden im Jahr 2035 zum Beispiel täglich rund 19.400 Autos durch das Ortszentrum von Rainbach fahren. Mit S 10 Nord werden es weniger als 1.500 pro Tag sein. Dies entspricht einer Verringerung des Verkehrs um 92 Prozent.